ISOLAR Symposium: Glasexperten im Dialog - Der Pressedienst - Medienservice für Journalisten

ISOLAR Symposium: Glasexperten im Dialog

DIN-Reform und Kehrtwende der Bauaufsicht

Die Glas-Bemessungsnorm DIN 18008 wird reformiert. Was genau dahinter steckt, erfuhren mehr als 90 Teilnehmer auf dem zweiten Großen Symposium von ISOLAR, der Vereinigung mittelständischer Isolierglas-Hersteller und Glasveredler in Europa. Auch um eine Kehrtwende der Bauaufsicht bei Bauprodukten ging es. Veranstaltet wurde das Symposium Ende Februar mit dem Institut für Statik und Konstruktion der TU Darmstadt. Dieses gab exklusive Einblicke in seine Forschungsergebnisse zu Glas im Bauwesen.

Mit dem Großen Symposium will ISOLAR nicht nur über aktuelle Trends der Glasbranche informieren. „Um Spezialgläser erfolgreich zu entwickeln und zu produzieren, braucht es den regelmäßigen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis”, sagte Carl Pinnekamp, stellvertretender Aufsichtsratvorsitzender der ISOLAR Glas Beratung (IGB). Als einer der Vorreiter der Branche fördere ISOLAR durch das Symposium genau diesen Austausch. Mehr als 90 Teilnehmer waren in Darmstadt dabei, darunter ISOLAR Partner und ihre Kunden, etwa Metall- und Fensterbauer sowie Glasverarbeiter.

Glasbemessung für „kleinformatige“ Isoliergläser wird reformiert

Wie kaum ein anderes Thema sorgt die Bemessungsnorm DIN 18008 für Diskussionsstoff in der Glasbranche. „Es hat sich gezeigt, dass vor allem kleine Scheiben bei Berücksichtigung der Norm statisch schwer oder gar nicht mehr nachweisbar sind“, erklärte Prof. Dr. Jens Schneider vom Institut für Statik und Konstruktion der Technischen Universität Darmstadt, in dessen Hörsaal das Symposium stattfand. Für Scheibenformate, die zwei Quadratmeter oder kleiner sind, soll nun ein modifiziertes Nachweisverfahren kommen. Dieses hat der Normenausschuss gerade weitestgehend verabschiedet. Schneider stellte in seinem Vortrag vor, wie das neue Nachweisverfahren funktioniert und welche Auswirkungen es auf die Nachweisbarkeit häufig verwendeter Scheibenaufbauten und -formate hat. „Es wurde endlich ein Problem in Angriff genommen, das es schon so lange gibt wie die Technischen Regeln der Bauaufsicht“, lobte Dr. Klaus Huntebrinker, Geschäftsführer der IGB, den Normenausschuss. Mit der Veröffentlichung der reformierten DIN 18008 darf bis Anfang 2017 gerechnet werden.

Änderungen im deutschen Baurecht

„Für die deutsche Bauaufsicht sind viele der Europäischen Normen für Bauprodukte einfach nicht zufriedenstellend“, machte Material- und Bauteileprüfer Robert Kirchner, Friedmann & Kirchner GmbH, deutlich. Deshalb nutzt die Bauaufsicht die Bauregelliste als Instrument zur „Nachregelung“. Diese Liste enthält auch Zusatzanforderungen an einzelne Glasprodukte. Doch genau in solchen nationalen Zusatzanforderungen sieht die Europäische Kommission ein Handelshemmnis. Sie zog exemplarisch mit einer Klage zu drei Bauprodukten vor den Europäischen Gerichtshof – und bekam Recht. Die Folge: Das deutsche Baurecht muss umgekrempelt werden. Kirchner legte dar, wie die deutsche Bauaufsicht die erforderliche Kehrtwende vollziehen wird: „Die Anforderungen an die Bauprodukte hierzulande bleiben technisch die gleichen.“ Die höheren Anforderungen an die Bauprodukte sollen von den Herstellern dann über Auflagen zur Gebäudesicherheit und Ausschreibungen verlangt werden, so der Wille der Bauaufsicht.

Zyklische Belastung beeinflusst Lebensdauer von Glas

Dr. Jonas Hilcken von der TU Darmstadt gab Einblicke in seine abgeschlossene Doktorarbeit, für die er vorgespanntes und nicht vorgespanntes Floatglas unter zyklischer Belastung untersucht hat. Die Zeitspanne der Belastung und die Umgebungsfeuchte beeinflussen die Lebensdauer des Glases. Solche zyklischen Beanspruchungen wirken sich auf die Festigkeit von nicht vorgespanntem Floatglas deutlich stärker aus als auf die von Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG). Navid Pourmoghaddam, ebenfalls vom Institut für Statik und Konstruktion, berichtete über ein Projekt zu Bohrungen im ESG. Er ging der Frage nach, ob sich die in der Produktnorm geforderten Abstände zwischen zwei Bohrungen bzw. von der Bohrung zur Glaskante oder -ecke verringern lassen. Das Ergebnis: Es gibt dazu in der Produktnorm keinen Handlungsspielraum. Anders, so eine Anmerkung in der Diskussion, sei das bei den größeren Abständen in der Bemessungsnorm DIN 18008.

TU-Mitarbeiter Andreas Maier informierte über das fachübergreifende Projekt „Energieeffizienz-, Technologie- und Anwendungszentrum“ (ETA) der TU Darmstadt. Mit diesem Modellbeispiel einer Niedrig-Energie-Fabrik soll erforscht und gezeigt werden, wie sich der Energiebedarf in der industriellen Fertigung senken lässt. Hierzu befindet sich im Gebäudeinneren eine repräsentative Produktionsprozesskette der metallverarbeitenden Industrie. „Um Lösungen zum Energiesparen zu entwickeln, sind Produktionsfabriken als Ganzes zu betrachten. Das machen wir in der ETA-Fabrik“, betonte Maier. Es komme sowohl auf die Planung mit speziell entwickelten integrativen Hüllenelementen als auch auf Energienetzwerke und -kreisläufe für die Produktion und Gebäudewirtschaft an.

Mit Motivation zum Erfolg

Was Sport mit Erfolg in der Glasbranche gemeinsam hat, zeigte Verena Bentele. Sie ist ehemalige Paraolympionikin im Biathlon und Ski-Langlauf sowie die aktuelle Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. In ihrem Vortrag „Mit Motivation im Team zum Erfolg“ stellte sie Analogien zwischen sportlicher Herausforderung und dem Berufsleben her. „Auch auf Wirtschaftslagen sollte sich jeder immer wieder neu einstellen. Das ist ähnlich wie die Krafteinteilung je nach Streckenprofil“, so Bentele. Um noch besser motiviert zu sein, brauche es ein klares Ziel vor Augen.

Ein klares Ziel verfolgten auch die Organisatoren des zweiten Großen ISOLAR Symposiums. „Die Forschung und Praxis rund um Glas am Bau hat viele Facetten. Einige der wichtigsten haben wir heute zusammengebracht und diskutiert“, resümierte Dr. Klaus Huntebrinker von der IGB. Dieser Austausch fördere das gegenseitige Verständnis von Forschern und Marktakteuren und trage dazu bei, dass wissenschaftliche Erkenntnisse besser in überzeugende Produkte eingebracht werden.

 

Über ISOLAR:

Die ISOLAR Gruppe ist europaweit die älteste und eine der größten Vereinigungen mittelständischer Hersteller von Mehrscheiben-Isolierglas. Alle ISOLAR Partner sind wirtschaftlich eigenständig, konzernunabhängig und werden zumeist von den Inhabern geführt.

 Mehr Infos: www.isolar.de

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