Glas erzeugt Strom und sakrale Stimmung

Warme Atmosphäre: Photovoltaikglasfassade für die Pathologie Erlangen

Architektur kann nicht nur Gefühle wecken, sondern auch auffangen. Deutlich wird dies am neu erbauten Abschiedsraum der Pathologie Erlangen. Hier sehen Trauernde ihre Angehörigen oft zum letzten Mal.
Diesen Empfindungen im wahrsten Sinne des Wortes Raum und Perspektive zu geben, war die Herausforderung, die das Nürnberger Architekturbüro Haid + Partner zusammen mit dem Winnender Künstler Alfons Koller angenommen hat. Die 14 mal 7 Meter große Fassade des Neubaus besteht aus Photovoltaikglas. Das von Arnold Glas hergestellte Spezialglas wurde auf der Innenseite von Alfons Koller gestaltet und verleiht dem Abschiedsraum der Pathologie die entsprechende Würde und Intimität.

Fast vier Jahre lang (2007-2011) hatte die 18,8 Millionen teure Generalsanierung des Pathologischen Instituts der Universität Erlangen gedauert. Die Räume, in denen Krankheiten und deren Ursachen untersucht und erforscht werden, waren nicht mehr auf dem neuesten Stand und auch zu klein geworden. Die behutsame Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes aus dem Jahre 1905 wurde daher mit einem Neubau verbunden, der sich harmonisch in die historische Umgebungsarchitektur einfügt und durch seine an der Südseite befindliche Glasfassade einen besonderen gestalterischen Akzent setzt. Das Glas selbst besitzt eine Mehrfachfunktion: Die Photovoltaikmodule leisten einen Beitrag zur Stromversorgung und sorgen gleichzeitig für die notwendige Verschattung.

Die Glasfassade wird durch eine flächenbündige Pfosten-Riegel-Konstruktion gehalten, die einen besonderen optischen Effekt bewirkt. Die aus mehreren Scheiben gebildete Fassade erscheint als eine einzige, schräg an das Gebäude gelehnte Glasscheibe. Durch diese Konstruktion wird auch ein Selbstreinigungseffekt der Glasflächen erzielt.

Unmittelbar hinter der Glas-Fassade befindet sich der Raum, in dem Angehörige Abschied von den Verstorbenen nehmen. Intimität ist dort sehr wichtig. Auf der Innenseite wurden die photovoltaischen Isoliergläser mit einem semi-transparenten Ätzton bedruckt. Als Motiv wurden vom Winnender Künstler Alfons Koller florale Strukturen gewählt, die in dem Raum eine sakrale Atmosphäre schaffen und für Blickschutz sorgen. Darüber hinaus verhindern in die ASI-Module gelaserte Raster Einblicke von Außen. Beim Photovoltaikglas Voltarlux werden ultradünne Solarzellen auf Basis amorphem Siliciums in Verbundglas einlaminiert – die Solarschicht ist 50 bis 100 Mal dünner als ein menschliches Haar. Dank dieser Rasterung ist die Sicht nach draußen möglich, während von außen ein Blickschutz entsteht. Die Scheiben sind nicht komplett mit Modulen belegt und führen durch den sich verändernden Einstrahlwinkel der Sonne im jahreszeitlichen Zyklus zu einer Lichtlenkung, die auch passive Solarenergiegewinnung in den Wintermonaten ermöglicht.

Die Frontfassade wird durch ein Lichtband vom Gebäude abgetrennt. Die Innenseiten des Lichtbands nehmen die floralen Strukturen der Hauptfassade auf und werden bei Dunkelheit über LED Elemente beleuchtet. Dadurch wird der besondere Charakter der Frontfassade betont.

Das Strom generierende Isolierglas Voltarlux semitransparent hat einen g-Wert von 12 Prozent und einen Ug-Wert von 1,1 W/m²K. Mit diesem Ug-Wert sorgt das Spezialglas dafür, dass im Winter kaum Wärme nach außen gelangt. Mit seinem G-Wert sorgt das Glas dafür, dass genügend Tageslicht in die Räume kommt, aber dennoch keine zusätzlichen Beschattungsvorrichtungen wie Jalousien angebracht werden müssen. Zudem sind im Sommer keine Kühlsysteme notwendig und das macht das Gebäude einerseits sparsamer im laufenden Unterhalt, andererseits ökologisch besser.

Über Arnold Glas:

Arnold Glas ist einer der innovativsten Glasveredler Europas mit Sitz in Remshalden und Standorten in Fürstenfeldbruck, Lichtenstein, Kirchberg und Klagenfurt. Das Leistungsspektrum umfasst eine umfangreiche ISOLAR-Isolierglaspalette, Einscheiben- und Verbundsicherheitsglas, Montagezubehör sowie Dienstleistungen von der Vorplanung bis zur Umsetzung.

www.arnold-glas.de

 

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