Es ist der unverwechselbare „Tote-Meer-Effekt“, der viele Gäste nach Bad Dürrheim zieht. Der Kurort ist eines von sechs Heilbädern des Heilbäderverbands Baden-Württemberg, das offiziell das Prädikat „Sole-Heilbad“ tragen darf, da sein Quellwasser eine besonders hohe Natrium-Chlorid-Konzentration aufweist. Das salzhaltige Wasser hilft bei Rheuma- und Gelenkschmerzen, inhaliert lindert es Beschwerden bei Asthma und Bronchitis.
Auch in Bad Rappenau, Bad Wimpfen, Bad Schönborn, Bad Mergentheim und im Stuttgarter Mineralbad Cannstatt gibt es warme bis heiße Solequellen. Die geforderten 5,5 Gramm Natriumionen und 8,5 Gramm Chloridionen, die in einem Liter Quellwasser enthalten sein müssen, damit sich ein Heilbad als „Solebad“ charakterisieren darf, können sie alle problemlos vorweisen. Die meisten liegen sogar mehr als das 20-fache über diesem Mindestwert: Ihr Wasser hat natürliche Kochsalzkonzentrationen von bis zu 30 Prozent. Selbst das Tote Meer bietet mit einem Salzgehalt von maximal 33 Prozent nur eine unmerklich höhere Konzentration. Um den schwerelosen „Tote-Meer-Effekt“ zu erleben, ist also nicht erst eine Reise ins Westjordanland notwendig.
Als in Bad Dürrheim vor rund 190 Jahren ein fast 40 Meter breiter Salzstock in 345 Fuß Tiefe entdeckt wurde, dachte zunächst niemand an die heilende Wirkung des aus dem Bohrloch sprudelnden Solewassers. Zunächst stand die Gewinnung von hochwertigem Speisesalz im Vordergrund. Salz war ein wichtiger Nahrungsmittelzusatz, nicht nur um Speisen schmackhafter zu machen, sondern auch um Mangelerscheinungen zu bekämpfen. Das machte den Schatz aus den unterirdischen Salzlagern ungemein wertvoll.
Salzwasser im Badezuber
Fast 150 Jahre lang – von 1823 bis in die 1970er-Jahre – wurde im Bad Dürrheimer Siedehaus „weißes Gold“ gewonnen. Schon bald wurden aber auch Mediziner auf die therapeutische Wirkung der stark natrium- und chloridhaltigen Sole aufmerksam. Menschen, die in dem warmen Salzwasser badeten, berichteten von Schmerzlinderung und einem wohltuenden Entspannungszustand. Ab 1851 wurde die Quelle in Bad Dürrheim daher parallel zur Salzgewinnung gezielt für Badekuren genutzt.
Das Bad in einer Sole ist ungemein durchblutungsfördernd. Die gelösten Salze reagieren mit der Haut und bewirken eine Weitung der Gefäße. Dadurch entspannen sich Muskeln und Gelenke, Schmerzen lassen nach. In vielen Heilbädern und Kurorten wird die Sole als Badekur angewandt. Leiden wie Rheuma, Stoffwechselkrankheiten oder Arthrosen werden in der warmen Sole erfolgreich therapiert. Nicht zu vergessen sind die Vorteile der Sole bei Bewegungstherapien: Das gelöste Natriumchlorid verstärkt den natürlichen Auftrieb des Wassers zusätzlich, Bewegungsabläufe fallen leichter und die Gelenke werden geschont. Solen mit einer geringen Kochsalzkonzentration von unter 1,4 Prozent werden auch zum Inhalieren eingesetzt. Das Einatmen des salzhaltigen Dampfes hilft gegen Atemwegserkrankungen wie Bronchitis und Asthma.
Zwei Heilmittel in einer Anwendung
In Bad Dürrheim werden in so genannten Sole-Torfpackungen gleich zwei wertvolle Heilmittel miteinander kombiniert: Torf, auch als Moor bekannt, und Sole werden miteinander vermischt und ergeben so eine besonders effektive therapeutische Anwendungsmöglichkeit. Beide sind natürliche Heilmittel und bewirken eine Verbesserung der Durchblutung und Schmerzlinderung.
Über die Heilbäder und Kurorte Baden Württembergs:
Die Heilbäder und Kurorte Baden-Württembergs sind mit über 12,0 Mio. Übernachtungen im Jahr 2015 ein starker Wirtschaftsfaktor. Sie erwirtschaften jährlich einen Bruttoumsatz von rund 3,05 Milliarden Euro. Für die 56 höherprädikatisierten Heilbäder und Kurorte im Land ergibt sich ein theoretisches Beschäftigungsäquivalent von rund 58.000 Personen, die durch den Tourismus ein durchschnittliches Primäreinkommen von 26.650 € pro Kopf beziehen.